Durch einige Fernseh- und Zeitungsberichte ist bekannt geworden, dass es viele Händler / Verkäufer von US-Fahrzeugen gibt, die verunfallte Ford Mustangs, Dodge Challenger, Chevrolet Camaro, Chrysler Pacifica, Dodge Grand Caravans und etliche weitere US-amerikanische Modelle auf dem deutschen Fahrzeugmarkt anbieten. Die Preise dieser Fahrzeuge sind häufig „zu schön um wahr zu sein“. Leider gibt es an diesen Fahrzeugen häufig einen Haken – oder auch gleich mehrere.
Und so könnte die Geschichte eines solchen Fahrzeuges / Unfallautos aussehen:
In den USA nutzt Tom seinen Ford Mustang seit eineinhalb Jahren als tägliches Gefährt für seine Wege zur Arbeit und für die Freizeit. Leider wird Tom in einen schweren Unfall verwickelt. Dabei wird das Auto so sehr beschädigt, dass es nicht mehr fahrbereit ist.
Die Airbags lösen aus und der Rahmen des Fahrzeuges wird in Mitleidenschaft gezogen. Toms Ford Mustang ist nicht mehr verkehrssicher. Der Ford Mustang wird von seiner Versicherung als Totalschaden abgeschrieben und erhält einen „Salvage Title“. Vorher hatte Tom für seinen US-Boliden einen normalen „Title“. Dieser ist vergleichbar mit dem deutschen Fahrzeugbrief und Fahrzeugschein.
Sowohl die Schäden am Fahrzeug, die ausgelösten Airbags, als auch die Umwandlung zum „Salvage Title“ werden im Carfax hinterlegt. Aufgrund des enormen Schadens darf das Fahrzeug in den USA, selbst nach einer Reparatur, nicht angemeldet, geschweige denn gefahren werden.
Die Versicherung inseriert daher das Unfallfahrzeug bei einer Autobörse und verkauft es im nicht mehr fahrtüchtigen Zustand an den Höchstbietenden. Dabei handelt es sich häufig um ausländische Aufkäufer, die die Fahrzeuge (erfahrungsgemäß) nach Litauen in Europa bringen, um die verunfallten US-Autos kostengünstig reparieren zu lassen. Bis zu diesem Punkt ist diesen Aufkäufern nichts vorzuwerfen.
Allerdings wird dann meist bei der Reparatur gepfuscht, um eine möglichst große Gewinnspanne zu erzielen. Denn nicht selten werden zwei Unfallautos aus den USA zu einem zusammengeschraubt.
Aufpassen mit Unfallautos!
Konkret bedeutet das, dass ein Fahrzeug mit einem Frontschaden, sprich einem intakten Fahrzeugheck, mit einem Fahrzeug vermischt wird, das einen Heckschaden erlitten hat und somit also eine intakte Fahrzeugfront besitzt.
Das Problem mit den ausgelösten Airbags wird meist mit simplen technischen Tricks überlistet. Es werden zum Beispiel kleine Stecker verwendet, die dem Airbagsteuergerät „vorgaukeln“, dass der Airbag intakt und vorhanden sei. Oder der weiße Airbagstoff wird einfach herausgeschnitten und durch weißen Leinenstoff ohne jegliche Funktion ersetzt. Selbst ein weißes T-Shirt, das einen funktionstüchtigen Airbag darstellen sollte, haben wir schon einmal in einem Fahrzeug gefunden.
Spätestens ab diesem Punkt zeichnen sich die Fahrzeugaufkäufer und „Fahrzeugzusammenbauer“ nicht mehr durch Ehrenhaftigkeit und guten Willen aus.
Nachdem das grobe Äußere fertig ist, werden die Unfallautos lackiert und durch optische Highlights veredelt. Diese sind äußerlich an auffälligen Streifen zu erkennen.
Außerdem haben die Autos oft auffällige Motorhauben, Spoiler, Auspuffanlagen (teilweise sogar mit Sidepipes), Tribals, und angebliche Tuningteile von teuren Edeltunern wie ROUSH oder CERVINI verbaut. Hier ist das passende Wort:
auffällig!
Auch im Innenraum wird die Verwandlung von Toms ehemaligen halben Mustang zu einem auffällig aufgemotzten Fahrzeug fortgesetzt. Der Fahrzeuginnenraum wird vollständig mit lederähnlichem Material bezogen. In den Kopfstützen und Innentüren finden sich häufig sehr auffällige „Mustang-Schriftzüge“ wieder, die ein klassisches Indiz für einen Wiederaufbau in Litauen darstellen.
Häufig wird eine Gasanlage/LPG-Anlage verbaut, die im bereits sehr verführerischen Verkaufspreis direkt inkludiert ist und das Angebot somit noch verlockender macht.
Nachdem das Fahrzeug in Litauen nun optisch einen vollständigen, auffälligen, aber soliden Eindruck macht, wird eine TÜV-Abnahme durchgeführt.
HIER GILT VORISCHT: DER TÜV ÜBERPRÜFT LEDIGLICH, OB DAS UNFALLAUTO ZUM ZEITPUNKT DER TÜV-ABNAHME VERKEHRSSICHER IST UND DIE VORRAUSSETZUNGEN ERFÜLLT.
DER TÜV PRÜFT DAS UNFALLAUTO NICHT AUF VORHERIGE UNFALLSCHÄDEN! DIE AIRBAGS WERDEN DURCH DIAGNOSEGERÄTE AUF FUNKTIONALITÄT ÜBERPRÜFT.
WENN DIESE JEDOCH DURCH ELEKTRONISCHE STECKER ÜBERBRÜCKT UND DEFEKT SIND, KANN DER TÜV KEINE WEITEREN KONTROLLEN DURCHFÜHREN!
Wir helfen Ihnen gerne weiter!